LIVING MOMENTS N° 8

Herr Messerschmitt, Sie sind nicht nur Namensträger eines Pioniers im Bereich aerodynamischer Technologien und Designs, sondern selbst seit Jahren im modernen Yachtbau als Designer tätig. Ist es die familiäre Bürde oder Realisierung eines Kindheitstraums? FPM: In gewisser Weise beides. Bereits als Kind war ich von den Flugzeugen und den technischen Zeichnungen von Willy Messerschmitt fasziniert. Mit dem ersten Computer meines Vaters hatte ich schon in jungen Jahren mit AutoCAD Schiffe, Maschinen und Flugzeuge entworfen und gezeichnet. Mit dem Erlernen von 3D-Software war es mir später möglich, meine Ideen zu visualisieren und auf die technische Machbarkeit hin zu überprüfen. Heute ist es mir ein großes Anliegen, das technische und innovative Erbe der Marke und des Mythos Messerschmitt neu zu beleben und im Yachtbau erfolgreich umzusetzen. Vor welchen Herausforderungen steht die Yachtindustrie, die heute immer größere und luxuriösere Superyachten baut? FPM: Ein volatiles Marktgeschehen als Konsequenz diverser Krisen der letzten Jahrzehnte – sei es die Finanzkrise, die Pandemie oder der aktuelle territoriale Konflikt – und steigende Produktionskosten stellen die traditionelle Yachtindustrie, insbesondere große Werften, vor enorme Herausforderungen. Parallel dazu ist gerade die Yachtindustrie gefordert, sich dem Klimawandel nachhaltig zu stellen und auch ihr Geschäftsmodell in einer zunehmend digitalen Welt zu transformieren. Ein geändertes Markt- und Kundenverhalten bewirkt große Umstellungen im Bereich Entwicklung, Design, Produktion und Vermarktung. Dies stellt vor allem solche Unternehmen vor große Herausforderungen, die nicht agil aufgestellt sind. Messerschmitt Yachts ist keine große Firma mit hunderten von Mitarbeitern. Wir arbeiten seit der Gründung 2009 international und mit jeweils den Experten und Firmen partnerschaftlich zusammen, die zu dem jeweiligen Projekt und seinen Anforderungen am besten passen und die Leidenschaft dafür mitbringen – so kommen einzigartige Lösungen effizient und ökonomisch sinnvoll zustande. Mit dem Thema der Nachhaltigkeit beschäftigen wir uns seit 2010 intensiv und haben dazu beispielsweise einen Tender im „Cradle to Cradle“-Prinzip mit Hybrid- Antrieb entworfen, das zu dieser Zeit nur im Automobilbereich Anwendung fand. Ein besonderes Augenmerk legen wir seit Beginn auf hydrodynamische Rümpfe. Mit dem „Ramm-bug“ oder „Reverse Bow“ war Messerschmitt Yachts damals einer der Ersten, der solche Rümpfe für Superyachten designt hat. Der Vorteil: Die Yacht läuft hoch effizient mit weniger Verbrauch bei schnellerer Geschwindigkeit und „stampft“ weniger – also auch ein Mehr an Komfort an Bord bei Wellengang. Warum wollen Sie Hochleistungsyachten jetzt selbst entwickeln, bauen und unter der Marke Messerschmitt auf den Markt bringen? FPM: Mit der Firmengründung verfolgten wir bereits das Ziel, unter der Marke Messerschmitt Yachts außergewöhnliche Yachten zur gegebenen Zeit auch selbst zu fertigen. Wir haben dafür in den letzten Jahren den Markt, seine Anforderungen, existierende Yachtmodelle und Werften genau studiert und mit diversen Projekten unsere Erfahrungen gesammelt. Besonderen Fokus haben wir auf ein tiefgehendes Verständnis der Menschen gerichtet, die als Eigner einer Messerschmitt-Yacht infrage kommen. Sie sind ausgeprägte Persönlichkeiten, die sehr konkrete Anforderungen, individuelle Wünsche und Bedürfnisse haben. SCHNELLER, GRÖSSER, LUXURIÖSER … DEFINIERT DAS DEN YACHTBAU IM 21. JAHRHUNDERT? Nachgefragt bei Felix P. Messerschmitt (FPM) 62 Living Moments MESSERSCHMITT YACHTS EDITION N°8 • 2022/2023

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