Living Moments - N°2 Edition 2014

www.private-residences.net 7TaTYR 8ZXPY_^ 7 zeug werde ich oft angesprochen. Dann kommen sie an: »Herr Kretschmer, ich möchte gar nicht stören, aber könnten Sie kurz gucken: Welches Kleid soll ich bei der Hochzeit meiner Schwester anziehen?« Oder aber im Supermarkt. Letztens saß ich in einem Café und am Nebentisch heben auf einmal alle Frau- en Tafeln hoch mit 10 Punkten drauf, das war total niedlich. verteilt hat. Manche Leute punkten mit einer angenehmen Stimme, schö- nen Augen oder einem schlanken Hals – es gibt immer irgendetwas, das be- sonders attraktiv ist, und das muss man dann eben auch mal aussprechen. Bei »Shopping Queen« treffen Frauen aufeinander,die sich imnormalen Leben wohl nie begegnet wären. Diesen Aspekt mag ich an der Sendung besonders gern, da entsteht dann ser Tür wohnt, denkt. Zeig mir, wie du lebst, und ich sage dir, wer du bist. Du besitzt Häuser in Berlin und auf Mallorca. Bist du bei der Möblierung an jeden Raummit einem strikten Plan rangegangen? Sagen wir mal so: Ich besitze nichts, das keinen Sinn macht für mein Leben, ich horte keinen Sondermüll. Es gibt nichts, was ich sehe und denke: »Hurra, das nehm ich mal mit!« Sondern jedes manchmal an unerwarteter Stelle Frau- ensolidarität. Die Unternehmergattin lernt eine volltätowierte Gothic-Eule kennen und am zweiten Tag gehen sie Arm in Arm, weil sie spüren, dass sie doch mehr miteinander verbindet, als auf den ersten Blick erkennbar ist. E inigen Kandidatinnen hast du ja schon vor laufender Kamera angeboten, mal mit ihnen shoppen zu gehen – ist es wirklich dazu gekommen? Ja, viermal schon. ZumBeispiel mit einer Frau, deren Frisur gar nicht ging. Die fand keinen Job und sah auf dem Kopf aus, wie in den Achtzigern stecken ge- blieben. Das hat ja heute kein Mensch mehr, so viel Volumen auf dem Kopf. Eine andere tat mir leid, weil sie in den XXL-Geschäften nur komische Muster angeboten bekommen hat, die sie platt gemacht haben. Da hab ich gedacht: »Nee, wir machens mal alleine!« Und dann sind wir gemeinsam ins KaDeWe gegangen und sie durfte sich auf meine Kosten Klamotten aussuchen. Fragt jetzt eigentlich schon morgens die Bäckersfrau beim Brötchenholen nach einer Bewertung für ihr Outfit? Punkte sind auf jeden Fall Teil meines Lebens geworden. Besonders im Flug- Der Wille zur Verschönerung deiner Umwelt scheint dich seit frühester Jugend anzutreiben. Ich habe als Kind schon Rollen für die Möbel bekommen, weil meine Eltern Angst hatten, mein Rücken wird zer- stört, weil ich die Tische auf dem Rü- cken weggetragen habe. Wenn meine Eltern nicht da waren, hab ich das Ess- zimmer zumWohnzimmer umdekoriert. Ich wollte ständig Veränderung. Habe immer alles umgelegt, neu dekoriert, Gardinen genäht. Als junger Student hatte ich eine Putzstelle bei einem Ehepaar. Bei denen sah es aus wie bei Hempels. Und da hab ich am ersten Tag die ganze Bude umgeräumt, die kamen zurück in ein völlig neues Haus. Der Mann war total sauer und hat mich dann sofort rausgeschmissen. Aber dann hast du dich doch nicht für eine Laufbahn als Inneneinrichter ent- schieden. Für mich sind Mode und Einrichtung, aber auch Architektur und Kunst eng miteinander verbunden. Wenn man ein Gefühl für Formen hat, dann greift das universal in viele ästhetische Le- bensbereiche. Wenn ich Salzteiggebäck an der Haustür baumeln sehe, dann weiß ich schon, wie der, der hinter die- Teil steht ganz bewusst am jeweiligen Platz. Ich weiß genau, warum etwa das Bild da ist und wo ich es gekauft habe. Das sind Sachen, die zu mir gehören. Unterscheiden sich deine zwei Domizile stilistisch? Es ist ein großer Luxus, dass ich jeweils in verschiedeneWelten eintauchen kann. Die Looks wechseln je nach Jahreszeit, dafür habe ichWinter- und Sommerde- ko, sogar für mein Haus auf Mallorca. Wenn die Jahreszeit wechselt, hänge ich andere Gardinen auf oder verwende anderes Porzellan. Dazu ein paar Anti- quitäten und Art déco, Empirestücke und ein bisschen Biedermeier mag ich ebenfalls gern. Schon mit zwölf habe ich Wiener-Werkstätten-Silber gesam- melt und so ein Zeug, weil ich einfach wusste, dass eine solche Grundaus- stattung ewig Bestand haben wird. Welcher Einrichtungsgegenstand be- gleitet dich schon dein Leben lang? Mit 13 habe ich einen wunderschönen Biedermeiersekretär von meinen Eltern bekommen. Zu der Zeit ist ein Acker von ihnen zu Bauland geworden und sie wollten uns Kinder an dem Gewinn teilhaben lassen. Und dann bin ich ir- gendwann mit meiner Mutter durch

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc1MzM=